Aveniq AG
«Wenn die Technik funktioniert, kommen die Leute gern ins Büro.» IT-Firma Aveniq ist in den Konnex in Baden gezogen – der CEO erklärt sein neues Ökosystem
«Der lichtdurchflutete Konnex passt zu uns»: CEO Christophe Macherel auf der Terrasse im 5. Stock des Konnex-Gebäudes. Von hier aus geniesst er den Ausblick ins Siggenthal.
Bild: Andrea Zahler
Badener Tagblatt, 28. August 2024, Ilona Scherer
Der Begriff Aveniq ist eine Kombination aus dem französischen «Avenir» für Zukunft und der deutschen Abkürzung für Intelligenzquotient, «IQ». Mit diesem Namen unterstreiche das Unternehmen sein Ziel, «Kunden mit nachhaltigen und intelligenten Lösungen zu begeistern», sagte CEO Christophe Macherel bei seinem Amtsantritt in Baden am 1. Juni 2021. Die IT-Dienstleisterin Avectris hatte damals mit GIA Informatik aus Oftringen fusioniert und wuchs als neues Unternehmen Aveniq auf vier Standorte mit rund 650 Mitarbeitenden an. Allein in Baden sind 430 Fachkräfte bei Aveniq beschäftigt. Der bisherige Firmensitz im Power Tower an der Bruggerstrasse wurde in den letzten Jahren definitiv zu klein. Lange blieb die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten erfolglos. Bei einem Feierabendbier sei dann spontan die Idee entstanden, in den rund 150 Meter entfernten Konnex umzuziehen, erinnert sich der CEO. «Wir hatten die optimale Lösung quasi vor unserer Nase.»
Der rund 25-jährige Komplex, in dem einst gut 2000 Mitarbeitende von ABB, Alstom und GE tätig waren, wird noch bis Ende 2024 totalsaniert und soll künftig eine «Stadt in der Stadt» bilden, mit einem Mix aus verschiedenen Branchen. Das Gebäude an der Brown Boveri Strasse verfügt über eine Fläche von rund 35’000 Quadratmetern. 4000 davon hat Aveniq als bisher grösster Mieter Mitte Mai bezogen. Das Unternehmen belegt die erste bis fünfte Etage in Finger D.
«Der Umzug in ein modernes, umweltfreundliches Gebäude als Hauptsitz am Standort Baden ist Teil unserer Strategie. Der lichtdurchflutete Konnex passt perfekt zu uns», ist der CEO überzeugt. Hier will Macherel eine neue Firmenkultur leben – das Aveniq-Ökosystem, wie er es nennt: Dazu gehören nebst den eigenen Mitarbeitenden auch die externen strategischen und technischen Partner wie HP, SAP und Microsoft, aber auch weitere Wirtschaftspartner sowie die öffentliche Hand. Seine Vision: «Die neuen Räumlichkeiten sollen ein einladender Ort für die Begegnung und Zusammenarbeit mit dem gesamten Aveniq-Ökosystem sein.» Denn nur gemeinsam könne man erfolgreich sein, ist der CEO überzeugt. Anfang Juni 2024 lud Aveniq zur feierlichen Eröffnung ihrer neuen Räumlichkeiten. Unter den Gästen war auch Regierungsrat Dieter Egli. Eine gute Beziehung zum Kanton mit seinem Innovationshub und der Fachhochschule Nordwestschweiz ist Christophe Macherel wichtig: «Deshalb bin ich sehr glücklich, dass uns Dieter Egli mit seiner Anwesenheit beehrte. Das zeugt von Wertschätzung.»
Attraktive Bedingungen für alle Mitarbeitenden
Von der 5. Etage bietet sich an einer Seite ein imposanter Blick ins Siggenthal. In den beiden obersten Geschossen ist die sogenannte Partner- und Kundenzone mit der Rezeption, dem Working Café Centrale, Sitzungszimmern und einer offenen Workshop- und Eventzone. Sie kann mittels Vorhängen unterteilt und mit Theaterbestuhlung möbliert werden. Nach zwei Monaten hat sich das Aveniq-Team am neuen Ort eingelebt. «Heute sind wir heilfroh, dass wir keine Wände gezogen haben und flexibel in der Nutzung des Raums sind», so der 54-Jährige.
Die rund 400 Sitzplätze wurden beim Umzug deutlich reduziert. Heute sind es noch 190 in der 1. bis 3. Etage, wo sich die internen Arbeitsplätze sowie die Überwachung der sicherheitskritischen Infrastruktur befinden. «Die Anzahl Schreibtische ist in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr relevant», erklärt der CEO. «Wir sind seit der Pandemie zu 99 Prozent digital unterwegs und können eine hohe Belegung im Konnex an vereinzelten Tagen gut auffangen.» Im ganzen Gebäude gilt die «Clean Desk Policy»: Die Mitarbeitenden können ihren Arbeitsplatz täglich frei wählen, sind aber verpflichtet, ihre Schreibtische am Ende des Tages von allen Gegenständen zu befreien. Dies gilt auch für den Chef. «Ich sitze immer dort, wo es mich gerade braucht. Gerne auch mittendrin», so Macherel. Den Aveniq-Mitarbeitenden soll es an nichts fehlen. «Sie sind das wichtigste Gut eines Unternehmens. Aber für ein optimales Arbeitsumfeld braucht es keine Töggelikasten oder Pingpong-Tische», findet Macherel. Entscheidend sei, dass man möglichst viele Möglichkeiten für effiziente Zusammenarbeit biete und die Technik reibungslos auf Anhieb funktioniere. «Dann kommen die Leute gern ins Büro.» Die Sitzungszimmer verfügen über die neueste Technik mit Deckenmikrofonen, die Stimmen herausfiltern und Simultan-Untertitel in allen denkbaren Sprachen unterstützen. Über einen QR-Code kann man direkt an der Sitzungszimmertüre einen freien Raum buchen. Wer Privatsphäre braucht, findet Einzelkabinen vor. Auch Ruheräume, Duschen und grüne Oasen in den ersten drei Stockwerken, wo man sich kurz ausklinken kann, gehören zum Konzept.
Gute Beziehungen zu Baden und zum Kanton
Aveniq hat im Konnex einen Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Das ist auch ein Bekenntnis des Unternehmens zum Standort: «Der Raum Baden ist sehr attraktiv», weiss Macherel. «Die zentrale Lage und die gute Infrastruktur gehören zu den grössten Pluspunkten der Stadt, die uns auch für Fachkräfte interessant machen.» Ausserdem sei hier der Wohnraum für die Mitarbeitenden im Gegensatz zu Zürich noch bezahlbar. Das Unternehmen Aveniq will sich mit seinem Know-how ausserdem in der Wirtschaftsregion einbringen. Es gehört zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Baden 4.0, einem Netzwerk aus Wirtschaft, Forschung und Bildung, das in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand den Wirtschaftsstandort Baden stärken und ein schweizweit einzigartiges Arbeitsumfeld schaffen soll. Ein erfolgreiches Beispiel dafür war der Einsatz aller Mitglieder von Baden 4.0 für die Motion von Nationalrat Andreas Meier (Die Mitte), welche die Beibehaltung der direkten Zugverbindung zwischen Baden und Bern verlangte. «Das zeigte: Wir haben ein gewisses Gewicht, wenn wir vereint auftreten, und wir können Dinge bewegen», so Christophe Macherel. Dieses Engagement und die daraus entstehenden Impulse seien wertvoll für die Stadt, findet auch Thomas Lütolf, Leiter der Kontaktstelle Wirtschaft bei der Stadt Baden. «Zudem ist Aveniq ein anschauliches Beispiel dafür, wie am Standort Baden aus grossen Unternehmen neue Firmen entstehen und so für Diversifikation sorgen.» Die Vorgängerin der heutigen Aveniq war zu einem Teil nämlich einst die IT-Abteilung des Energiekonzerns Axpo (Axpo Informatik), bevor sie sich unter dem Namen Avectris selbstständig machte. Schliesslich ging aus der Energiebranche ein IT-Unternehmen hervor, das mit seinem Ökosystem heute die Stadt Baden bereichert.
Fachartikel | 29. Aug 2024